Mit standardisiertem Engineering zur „Losgröße 1“
Der Tiroler Mittelständler Gannomat ist seit Jahrzehnten international erfolgreich in der Produktion von Maschinen für die Holzbearbeitung. Wie in vielen anderen Bereichen geht auch hier der Trend in Richtung Kleinserie und weiter in Richtung kundenspezifischer Spezialausführung als Einzelanfertigung. Für das Elektrik- und Pneumatik-Engineering nutzt Gannomat die EPLAN Plattform inklusive des Moduls EPLAN Cogineer. Die Standardisierung und damit mögliche Automatisierung führte zu einer drastischen Zeitersparnis bei der Projektierung. Egal, ob es um Engineering-Abläufe für Großserien, Kleinserien oder individuelle, kundenspezifische Maschinen bis herab zur „Losgröße 1“ geht: Der Aufwand reduziert sich massiv.
Ein Stück Tiroler Tradition hat Hermann Ganner 1956 in Telfs gegründet: In einer Region reich an Holz sah er gute Chancen, mit der Herstellung von Bearbeitungsmaschinen für diesen Naturwerkstoff ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Mit den Maschinen unter dem Markennamen »Gannomat« war sogleich ein hervorragender Ruf begründet – basierend auf dem Verständnis für die Technik und den Markt bei gleichzeitig konsequenter Weiterentwicklung. Das Wissen um die Anwendungstechnik und die Bedürfnisse der Kunden sieht man im nun in der zweiten und dritten Generation geführten Familienunternehmen – alleiniger Eigentümer ist die Gründerfamilie Ganner – nach wie vor als Erfolgsgarant. Schlüssel dazu: Möglichst alles, von der Mechanik über die Elektronik bis hin zur Software, im eigenen Haus entwickeln und fertigen, kurz: die gesamte Produktionskette in der eigenen Hand behalten. So kann Gannomat umfassend auf spezielle Kundenwünsche eingehen und auf Marktanforderungen reagieren. Die sprichwörtliche Nähe zum Kunden wird hier gelebt. Das Resultat dieser Bemühungen – gepaart mit dem hohen Ausbildungsstand der Mitarbeiter samt der eigenen Lehrlingsausbildung (das Unternehmen ist ein „Ausgezeichneter Tiroler Lehrbetrieb“) – sind die anerkannte Präzision und der hohe Qualitätsstandard der ausschließlich in Österreich hergestellten Gannomat-Maschinen.
Der Trend zur Individualität
Bearbeitet wird mit den Maschinen aus Telfs Holz für den Möbelbau – im weitesten Sinn. Die Kundenrange ist demgemäß breit und reicht vom Ein-Mann-Tischlereibetrieb bis zur internationalen Möbelindustrie. Sämtliche Arten von Holz kommen für die Bearbeitung in Frage, vom Vollholz bis zur Spanplatte, aber auch die Bearbeitung von Aluminium und Kunststoff ist möglich. Dabei übernehmen Maschinen von Gannomat eine große Vielfalt an Fertigungsschritten. Hergestellt werden Dübellochbohrmaschinen, Doppel-Lochreihenbohrmaschinen, Bohr-, Beleim- und Dübeleintreibmaschinen, Beschlägebohr- und Eintreibmaschinen, Korpuspressen und noch einige mehr. Besonders gefragt ist am Markt das CNC-Bearbeitungszentrum Index, welches das Bohren, Leimen (Einspritzen) und Dübeln (Eintreiben) „in einem Zug“ erledigt. Optional bietet Index die Möglichkeit, mehrere Bohrspindeln horizontal wie vertikal anzuordnen sowie verschiedene Nut- und Fräsaggregate zu integrieren. Kunden schätzen neben der hohen Flexibilität und Präzision vor allem die in der Praxis nicht vorhandenen Rüstzeiten, die die Arbeit mit den Maschinen aus Tirol besonders effizient gestalten. Die lange Lebensdauer einer Gannomat trägt zusätzlich zum hervorragenden Image der Marke bei, unterstützt durch die unternehmenseigene Serviceabteilung und die langfristige Verfügbarkeit von Originalersatzteilen.
Konstruktion und Fertigung von A bis Z
Die Nachfrage nach den Maschinen des „Tiroler Traditionsbetriebs“ ist daher ungebrochen hoch. Insgesamt verlassen mehrere hundert Stück jährlich das 2004 neu errichtete Werk am Ortsrand von Telfs mit Zielen in Österreich, Europa aber auch in Übersee. Rund 95 Prozent aller Maschinen finden ihren Arbeitsplatz nicht in Österreich. Dieses Volumen teilt sich auf in eine Reihe hocheffizienter Serienmaschinen, doch wird ein hoher und weiter wachsender Anteil an kundenspezifischen Anlagen gefertigt. „Mit unserer durchgängigen Entwicklung und Fertigung im eigenen Haus haben wir die besten Voraussetzungen, um auf individuelle Kundenanforderungen optimal eingehen zu können“, erklärt Eigentümer und Geschäftsführer Ing. Erwin Ganner. Und der Trend gehe insbesondere bei größeren und komplexen Maschinen in Richtung der vielzitierten „Losgröße 1“. Gannomat liegt damit – wie viele Unternehmen – voll im Trend hin zum individualisierten Maschinenbau. Die Herausforderungen dieser Entwicklung sind groß, insbesondere für die Konstruktion. Hier gehe es um Standardisierung und um Automatisierung, um die Engineering-Durchlaufzeiten trotz „Losgröße 1“ kurz halten zu können. Hauptfaktor zum Erfolg ist also die Zeit. „Und gerade bei Spezialausführungen kommt es vor, dass für Lieferung und Inbetriebnahme nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung steht“, erläutert Ing. Ganner die Herausforderung für seine Mitarbeiter. Als von Gannomat die Erneuerung des CAE-Systems angedacht wurde, haben sich die Verantwortlichen sehr intensiv mit verschiedenen Software-Lösungen beschäftigt. Entschlossen hat man sich schließlich für einen Systemwechsel und setzt nun Produkte von EPLAN ein.
Funktionales Engineering
Konkret setzt Gannomat auf EPLAN Elctric P8 für die Stromlaufplanung und die Schaltschrankausbauplanung und auf EPLAN Fluid für die fluidtechnische Planung der Pneumatik. Zwar wären die zahlreichen Features dieser beiden Engineering-Lösungen allein schon Grund genug, sie einzusetzen, doch hat EPLAN mit EPLAN Cogineer ein Modul geschaffen, welches jeder Konstruktionsabteilung erst so richtig Vorschub verleiht. „Im Hintergrund von Cogineer steht ein Baukasten, der sämtliche Projekte, die erstellt werden verwaltet und sie je nach gewünschter Funktion und Anforderung für zukünftige Projekte bereitstellt“, erläutert Ing. Alexander Schmid, Regionalleiter Tirol, Südtirol, Vorarlberg bei EPLAN. Konkret heißt das: Nichts geht verloren, sondern kann individuell und modular weiter verwendet werden. Wurde eine Sondermaschine schon vier oder fünf Mal in ähnlicher Weise konstruiert, können für das sechste Mal vielleicht schon 80 Prozent aus dem Baukasten übernommen werden. Doch auch für eine komplett neue Anlage zahlt sich Cogineer aus: Hier können mit hoher Wahrscheinlichkeit die Basis-Infrastrukturfunktionen aus dem Baukasten übernommen werden und die ersten 10 oder 20 Prozent des Engineerings sind fast auf Knopfdruck erledigt. Schmid: „Der Baukasten ist dynamisch und wächst mit. Auf diese Weise verschmelzen die auftragsbezogene Arbeit und die Entwicklungsarbeit.“ In einem ersten Schritt nutzt Gannomat Cogineer für die Elektrik und die Pneumatik, dies wäre aber in gleicher Form noch auf andere Gewerke erweiterbar. Der unmittelbare Nutzen für den Anwender ist aber in jedem Fall schnell greifbar: Durch das Anlegen von verschiedensten, individuell nutzbaren Modulen können Engineering-Prozesse automatisiert und beschleunigt werden. Das bestätigt Ing. Ganner: „Mit EPLAN sind unsere Konstrukteure deutlich flexibler. Bestehende Module können ganz einfach und ohne Umwege wiederverwendet werden. Das spart enorm viel Zeit.“
Engineering für die Zukunft
„Die hier implementierte Lösung eignet sich“, so Alexander Schmid, „nicht nur für Maschinenbauer.“ Sie ist branchen- und anwendungsneutral und passt für jeden, der in seiner Konstruktion Module bzw. Teilschaltungen wiederverwenden kann. „Das Engineering zu standardisieren bedeutet nicht, nur Standardprodukte fertigen zu können“, bringt es Schmid auf dem Punkt. Erfolg verspricht die richtige Methodik – weg vom Zeichnen, hin zur automatisierten Projektierung. Der gesamtheitliche, lösungsorientierte Ansatz von EPLAN bringt dem Anwender letztlich mehr als die Summe seiner Teile, da – und das ist entscheidend – der Zeitaufwand für die rein auftragsbezogene Arbeit kontinuierlich sinkt. Hingegen wird investierte Arbeit gespeichert und in anwendungsfreundlicher Form wiederverwendbar gemacht. Innovative Entwicklung wird so zum Standard für zukünftige Projekte. Selbstverständlich sind diese Vorteile auch für mehrere CAE-Arbeitsplätze nutzbar – die Standardisierung rentiert sich auch hier. Umgekehrt rechnet sich diese Systemarchitektur genauso für kleine Unternehmen, „gerade weil das Modul Cogineer perfekt in die EPLAN Plattform eingebettet ist und so die Komplexität und damit der Schulungsaufwand klein bleibt“, hebt Alexander Schmid hervor. Wenig Investition – großer Nutzen. Bleibt die Frage, wie die Umstellung von einem anderen Hersteller auf EPLAN erfolgen kann. „Hier kommt Anwendern zugute, dass die EPLAN Plattform sehr offen gestaltet ist“, erklärt Schmid weiter. Alle Daten, die zum Beispiel als .dwg-, .dxf- oder .xls-Dateien vorliegen, können einfach importiert werden. Erarbeitete Bestandsdaten und damit Wissen bleibt so für den profitablen Methodenwechsel erhalten. Nicht zu vergessen: Natürlich kann auf das EPLAN Data Portal zugegriffen werden, welches die Gerätedaten sämtlicher führender Hersteller bereithält.