Die größte Baustelle Deutschlands
Die Neuberger Gebäudeautomation GmbH haben hohe Anforderungen erfolgreich gemeistert
Die Neue Messe Stuttgart hat im Juni dieses Jahres mit den Fachmessen »MiNaT« und »Blechexpo« erstmals ihre Tore für Aussteller und Messebesucher geöffnet. Die Technik für die Messehallen hat ihre erste Bewährungsprobe bestanden. Die Spezialisten der Neuberger Gebäudeautomation GmbH aus Rothenburg ob der Tauber, die für die Gebäudeleittechnik verantwortlich waren, haben hohe Anforderungen erfolgreich gemeistert. Das Unternehmen blickt auf fast vierzigjährige Erfahrung zurück, wobei Eigenentwicklungen im Hardware- und Software-Bereich sowie die Elektro-CAD-Software EPLAN, die seit über 20 Jahren bei Neuberger im Einsatz ist, wichtige Pfeiler des Erfolges sind. Von der Neuen Messe Stuttgart erhielt das fränkische Unternehmen, das seit dem Jahr 1995 zur Weishaupt-Gruppe gehört, den größten Einzelauftrag seiner Firmengeschichte. Der Vertrag, der Ende des Jahres 2005 unterzeichnet wurde, beinhaltete einen Leistungsumfang im Wert von rund 8 Millionen Euro. Zur Bewältigung der MSR-Aufgaben (Messen – Steuern – Regeln) im Rahmen der Gebäudeleittechnik wurden von Neuberger etwa 50.000 Datenpunkte, rund 1.500 Kilometer Kabel, 500 Schaltschrankfelder, 250 Frequenzumformer, 130 Automationsstationen, 50 LON-Steuerschränke (Local Operating Network) sowie zwölf Leitrechner installiert, um unter anderem die Lüftung und Klimatisierung entsprechend den jeweils herrschenden Randbedingungen optimal anpassen zu können. Beispielsweise sind 2.000 Temperaturfühler im Einsatz und 120 Lüftungsanlagen verfügbar. Die MSR-Technik von Neuberger steuert, regelt und überwacht die Anlagen für Heizung, Kälte, Lüftung, Sanitär, Elektro, Beleuchtung, Jalousien und Sprinkler.
100.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen zur Verfügung
Die komplette Investitionssumme für die Neue Messe Stuttgart liegt bei rund 800 Millionen Euro, wobei etwa 1.000 Firmen am Bau des Messegeländes beteiligt waren. Schon von weitem beeindruckt das gigantische Parkhaus mit seinen 4.000 Parkplätzen, das direkt über der Autobahn A8 entstand. Das Messegelände direkt neben dem Stuttgarter Flughafen bietet eine Ausstellungsfläche von 100.000 Quadratmetern. Sieben Hallen mit jeweils einer Grundfläche von 156 Meter mal 72 Meter, also größer als ein Fußballfeld, bieten den Ausstellern eine barrierefreie Fläche ohne Stützpfeiler, die in traditionellen Messehallen die Belegungsplanung und den Aufbau erschweren. Diese sieben Hallen sind bezogen auf die MSR-Technik ähnlich aber nicht gleich aufgebaut, da sie unterschiedliche Lüftungsanlagen und Adressstrukturen besitzen und außerdem bei den Hallen 03, 04, 07 und 08 jeweils noch ein zusätzlicher Lagerbereich zur Verfügung steht. Eine weitere Hochhalle mit der doppelten Grundfläche bietet noch mehr Raum. Im Server-Raum der Hochhalle ist der Management-Rechner für die Gebäudeleittechnik untergebracht, der den Verantwortlichen jederzeit einen Überblick über den aktuellen Status verschafft. Das moderne Kongresszentrum bietet vielfältige Möglichkeiten für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Außerdem werden im dortigen Untergeschoss die notwendige Wärme beziehungsweise Kälte zentral erzeugt, unter anderem mit Hilfe von drei 6-Megawatt-Heizkesseln und Kältemaschinen mit einer Gesamtleistung von 8 Megawatt. In den etwa drei Kilometer langen, unter dem Messegelände verlaufenden Medien- und Versorgungskanälen, die 4,5 Meter breit und bis zu 6 Meter hoch sind, wurden sämtliche Versorgungsleitungen, Übergabestationen sowie Schaltschränke untergebracht. In enger Zusammenarbeit mit dem MSR-Planungsbüro M+M, das heißt mit dem dortigen Projektverantwortlichen Hans Hoffmann, wurden die einzelnen MSR-Anlagen besprochen und anschließend die erforderlichen Arbeiten koordiniert. »Bei unseren Anlagen bildet das Gebäudeleitsystem ProGrafNT – eine Eigenentwicklung von uns – das Herzstück der Gebäudeautomation«, erläutert Hans Sindel, der bei Neuberger für die Projektabwicklung zuständig ist. »ProGrafNT informiert über aktuelle Anlagezustände, speichert Verbrauchsprotokolle, bietet übersichtliche grafische Darstellungen über Web-Browser und ermöglicht die Fernwartung, so dass eine schnelle Problemlösung realisierbar ist.«
Rund 20 EPLAN Arbeitsplätze sind für das Messeprojekt im Einsatz
»Für die Generierung der Stromlaufpläne nutzen wir schon seit über zwanzig Jahren die Elektro-CAD-Software EPLAN«, ergänzt Gerhard Friedel, der das Projekt Neue Messe Stuttgart bei der Neuberger GmbH leitete. »Wir haben uns Mitte der 1980er Jahre bei der Elektroprojektierung für die EPLAN Software entschieden und starteten damals gleich mit zehn Arbeitsplätzen. Heute sind mehr als 30 EPLAN 5-Lizenzen bei Neuberger im Einsatz, wobei rund zwei Drittel der EPLAN Arbeitsplätze für das Messeprojekt genutzt wurden. Insgesamt waren teilweise mehr als 80 Mitarbeiter von Neuberger, das entspricht rund einem Drittel der kompletten Belegschaft, für das Messeprojekt tätig. Vor Ort dient der Bauleiter Wolfgang Franke als Ansprechpartner, um den gesamten Arbeitsablauf zu optimieren. »Wir haben das Unternehmen EPLAN von Anfang an bei der Weiterentwicklung des Elektro-CAD-Systems unterstützt«, berichtet Hans Sindel. »Folglich gehen wir jetzt auch die ersten Schritte, um den Umstieg auf die neue Systemgeneration EPLAN Electric P8 zu vollziehen. Damit können wir zukünftig eine durchgängige Projektierung und Datenhaltung realisieren, von der ersten Eingabe bis zur Dokumentation und anschließenden Wartung der Anlagen. Dann ist nur noch eine Eingabe notwendig, um die Daten in jeder beliebigen Sichtweise zu betrachten. Gleiches gilt für Änderungen, da die Modifikationen automatisch in allen Darstellungsarten aktualisiert werden.«
Die Umstellung auf die neue EPLAN Systemgeneration hat begonnen
Anfang dieses Jahres wurde die erste Electric-P8-Installation durchgeführt. Die Umstellung auf die neue Systemgeneration von EPLAN erfolgt bei Neuberger projektbezogen. Zunächst wollen die Verantwortlichen mit kleineren Projekten erste Erfahrungen sammeln, denn die bisher bestehenden Daten müssen weiterhin nutzbar sein, beispielsweise die zentralen Makro-Bibliotheken. Weitere Vorteile erhoffen sich die Mitarbeiter von Neuberger durch die Excel-Schnittstelle von EPLAN Electric P8. Sie ermöglicht es beispielsweise, dass bei Kabellisten die Änderungen auf dem Laptop vor Ort eingegeben werden können, um sie anschließend in die Projektbearbeitung und Anlagendokumentation zu übernehmen. Auch der Schaltplangenerator von EPLAN eröffnet nach den Worten von Gerhard Friedel für Neuberger ein hohes Nutzenpotenzial, das zukünftig erschlossen werden soll. »Mit der neuen Software-Lösung EPLAN Electric P8 können wir die MSR-Planung weiter optimieren, da unter anderem eine grafische Bearbeitung über Anlagenschemen möglich ist«, betont er abschließend.